Sichere Kronen, gesundes Zahnfleisch – auch für stark geschädigte Zähne
In einem Fachbeitrag in der Zeitschrift „Quintessenz“ beschreibe ich unter anderem, wie es gelingen kann, Zähne zu erhalten, die keinerlei gesunde Substanz oberhalb des Zahnfleischniveaus mehr bieten. Kronen unterhalb des Zahnfleischsaumes zu befestigen ist dafür nämlich keine sinnvolle Lösung. Durch eine sogenannte Kronenverlängerung können wir jedoch eine stabile Basis für eine fachgerecht eingesetzte Krone schaffen.
Zentrale Aspekte des Beitrags haben wir hier allgemeinverständlich für Sie zusammengefasst:
Unser Zahnfleisch bedeckt nicht nur den Kieferknochen, sondern auch den oberen Bereich unserer Zähne. Dort ist es durch Fasern direkt mit dem Hals des Zahns sowie der oberen Zahnpartie verbunden. Lediglich der letzte Millimeter des Zahnfleisches, der sogenannte Sulcus, hängt frei. Den Teil des Zahnfleisches zwischen Kieferknochen und Beginn des Sulcus nennen Fachleute „biologische Breite“ (s. Grafik). Sie besteht aus dem Bindegewebsattachment und dem epithelialen Attachment. Im Durchschnitt misst sie gut zwei Millimeter. Der Wert ist jedoch individuell unterschiedlich und kann auch innerhalb eines Gebisses je nach Zahnregion abweichen. Die Masse des Zahnfleisches über dem Knochen ist bei jedem Menschen genetisch festgelegt.
Regel: Kronenränder dürfen das Zahnfleisch nicht verletzen
Ist das Zahnfleisch blassrosa, straff und blutet nicht, ist es gesund. Besonders an Rändern von Kronen zeigen sich jedoch oft dunkle Ränder und das Gewebe blutet beim Putzen sehr schnell. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Prothesen die biologische Breite verletzen. Sie enden unterhalb des Zahnfleischsaums. Das Zahnfleisch kann dort keine natürliche Bindung mit dem Zahn mehr herstellen, reagiert irritiert und entzündet sich leicht. Es kann sein, dass der Körper mit Knochenabbau und Rückgang des Zahnfleisches reagiert – ein Prozess, der sich nicht kontrollieren lässt.
Was tun, wenn es keine gesunde Kronenbasis oberhalb des Zahnfleisches mehr gibt?
Was bedeutet das für betroffene Gebissregionen? Gibt es noch eine Rettung für Zähne, deren gesunde Substanz sich unterhalb des Zahnfleischniveaus befindet? Oder ist es die einzig sinnvolle Option, den Zahn zu ziehen und ein Implantat einzusetzen? Ich meine nicht. Durch eine sogenannte Kronenverlängerung gewinnen wir gesunde Zahnhartsubstanz oberhalb des Zahnfleischniveaus. Hieran lässt sich eine Krone so befestigen, dass sie kurz oberhalb des Zahnfleischsaumes endet. Die biologische Breite bleibt unverletzt. Wir haben eine Situation hergestellt, in der sich das Zahnfleisch wohlfühlt und gesund bleiben oder werden kann. So erhalten wir den Zahn in den meisten Fällen langfristig.
Was bedeutet Kronenverlängerung?
Eine Kronenverlängerung ist ein operativer Eingriff, bei dem die biologische Breite an der betroffenen Stelle geringfügig „verlegt“ wird: Im Oberkiefer nach oben, im Unterkiefer nach unten. Dazu tragen wir etwas vom Kieferknochen ab und kürzen das Zahnfleisch entsprechend. So gewinnen wir die nötigen zwei Millimeter Zahnsubstanz, um eine Krone fachgerecht einsetzen zu können.
Dieses Vorgehen führt jedoch dazu, dass die Zähne optisch verlängert werden. An Frontzähnen ist das aus ästhetischer Sicht manchmal nicht ideal. Für diesen Bereich gibt es eine alternative Methode. Mit Hilfe einer Zahnspange ziehen wir dabei die betroffenen Zähne geringfügig aus ihrem Zahnfach und verlängern sie auf diese Weise. Der bestehende Zahnfleischsaum bleibt unangetastet. Fachleute sprechen in diesem Fall von einer Extrusionstherapie. Mehr und mehr setzt sich diese Variante auch im Seitenzahnbereich als Methode zur „Kronenverlängerung“ durch.
Mit richtiger Therapie Zähne langfristig erhalten
Unser Fazit: Eine Kronenverlängerung ist immer dann eine bedenkenswerte Behandlungsoption, wenn es wenig Zahnhartsubstanz gibt, zum Beispiel, weil ein Zahn abgebrochen ist oder Karies ihn zerstört hat. Oft macht erst diese Therapie den Zahn „kronenfähig“ oder stellt sicher, dass eine solche Prothese lange und zuverlässig halten kann.